Montag, 30. März 2015

Wie es begann

Im Mai 2014 ersteigerte ich auf eBay einen Citroen Traction Avant 11 CV BL. Mit meinem Oldikumpel Sepp fuhr ich nach Dresden um die Gangsterlimousine mit dem Hänger abzuholen. Wir machten ihn fit für den TÜV und bis Oktober fuhr ich ca. 2.500 km. Die Fahrt mit einem Oldtimer hat ein ganz anderes Felling. Leute auf der Straße lächeln dir zu und winken, was dir mit einem modernen Auto sicher nicht passiert.

Doch dann fand ich im Internet das Angebot eines Traction 15 CV Six. Hmmm ...... ein Sechszylinder dachte ich mir, das wäre schon noch was anderes. Schnell war der Kontakt per Mail hergestellt. Das Auto steht in Holland ist angemeldet und wird auch immer wieder für kleine Ausfahrten verwendet. Klingt ja ganz gut.  Extra bis nach Holland fahren um das Auto anzusehen ist mir zu weit. Was mache ich da?

Ich fragte in meinem Freundeskreis, ob jemand Bekannte ihn Holland hätte und hatte Glück. Ich bekam eine Telefonnummer und stellte beim ersten Anruf gleich fest, dass Roel sich gut mit Autos auskannte. Das war ja super. Er war nur ca. 30 km vom Autostandort entfernt und machte für mich viele Fotos vom SIX . Ja, den wollte ich haben, allerdings musste er neu lackiert werden. Für zwei Oldis hatte ich keinen Platz, also musste ich meinen 11 CV erst verkaufen. Endlich im Dezember 2014 war ein passender Käufer gefunden. Meine Frau hatte damit keine Freude weil ihr der kleine 11CV so gut gefiel.

Aber meinen Traum stand jetzt nichts mehr im Wege. Ich kontaktierte den Verkäufer des SIX und war froh, dass er das Fahrzeug noch nicht verkauft hatte. Jetzt kam alles ins Rollen. Roel machte gleich eine Anzahlung und holte das Fahrzeug ab. Holländer sind einfach nette und unkomplizierte Landsleute. Da er mit seinen Freunden im Fasching 2015 einen Kurzurlaub in Vorarlberg plante, konnte er den SIX mitbringen.

Dann, endlich am Sonntagabend, 15. Februar um 18.00 Uhr traf der Transport ein und wurde umgehend vom Hänger geladen. Ich umrundete den SIX, alles passte. Doch dann hatte Roel noch eine Überraschung für mich. Auf dem Transport sei leider was passiert sagte er mir. "Kann ja nicht schlimm sein, man sieht ja nichts", dachte ich mir. Ja, als sie nach ca. 600km eine Pause machten, stellten sie fest, das der SIX kein Stahlschiebedach mehr hatte, es wurde durch den Fahrtwind herausgerissen!!   Schon am nächsten Tag suchte ich im Internet und kontaktierte die Polizei, Autobahnmeisterei und den Verkehrsfunk. Heute sind ja alle vernetzt, weit gefehlt! Ich hätte mich von Station zu Station durchfragen müssen, bis nach Holland - keiner hatte eine Ahnung oder wollte wirklich helfen, nach einiger Zeit gab ich auf. Das Schiebedach fehlt heute noch - ich habe noch immer keinen Ersatz gefunden.


Die Restauration beginnt

23.März 2015

Ich bin ja kein Pensionist, darum habe ich ja auch Zeit für so ein Hobby.

Los geht´s. Die Schrauben werden mit WD40 eingesprüht, damit sie dann auch leichter aufgehen. Die Rückbank und die Rückenlehne werden ausgebaut und die Teppiche entfernt.
Halt, zuerst muss die Garage ausgeräumt werden, damit ich überhaupt weiter machen kann.
Das Alltagsauto muss nun ein Weilchen im Freien stehen, der Winter ist ja vorbei, also keine vereisten Scheiben abkratzen und der Schnee bleibt hoffentlich in den Bergen. Ach ja ich bin mit der alten holländischen Nummer eine kleine Runde gefahren. Der SIX zieht im Vergleich zum BL natürlich wesentlich besser, das macht schon Spaß. Im Standgas läuft er aber nicht richtig, daher habe ich beim Vergaser die Düsen mit Druckluft gereinigt und am Schluss noch ein wenig die Düsenkammer ausgeblasen. Doch plötzlich steigt Rauch auf, was soll denn das, der Motor ist ja kalt wie kann das sein? Ich renne zum Feuerlöscher, reiße den Sicherungsstift heraus und die Hand am Abziehgriff suche ich nach dem Brandherd im Motor. Im letzten Moment sehe ich einen rot glühenden Draht, also Feuerlöscher auf den Boden und schnell den Batterietrennschalter auf "aus" stellen. Glück gehabt, nur stinkender Qualm in der Garage, das Auto blieb heil.


24. März
Die Türen werden ausgebaut: Die Zugbegrenzung lösen, die Bolzen rausklopfen und auf die Böcke damit, um die Einzelteile auszubauen. Die Alufensterrahmen haben Flugrost, da muss ich noch überlegen ob ich die lackiere oder falls möglich eloxieren lasse. Die Türverkleidung nehme ich ab, diese muss erneuert werden, da sie alt und fleckig ist.
Doch zuerst noch die Fensterkurbel und den Türdrücker lösen, dazu die Rosetten fest gegen die Türverkleidung drücken und den nun sichtbaren Splint hinausschlagen. Die Federn darunter und alle anderen Teile kommen in eine Plastikbox für die Fensterteile. So, nun wird es spannend mit dem Mechanismus für die Fensterheber. Die Schrauben lassen sich lösen, nun die Heber aus der Schiene durch seitliches Verschieben  ausfahren und den ganzen Mechanismus schräg gestellt herausnehmen, ist etwas fummelig.

Ebenso, aber einfacher wird  das Türschloss ausgebaut. Dieses beschrifte ich noch, damit es beim Zusammenbau wieder gleich der richtigen Türe zugeordnet werden kann. Nun das Glas ebenfalls schräg stellen und ausfahren. Die Führungsdichtung des Glases ausbauen, welche  auch erneuert werden muss. Nun noch die Zierleiste von innen abschrauben. Die Schrauben sind stark verrostet, das überleben leider nicht alle. Nun wird die Außenhaut noch mit Abbeizer eingepinselt, damit der alte Lack abgeht. Die alte Türgummidichtung ist hart und spröde, die habe ich mit einem Heißluftfön erwärmt, damit sie wieder ein bisschen weicher wird, dann kann sie besser entfernt werden.

 

25. März
Weiter geht´s mit den Türen. Leider funktioniert das Abbeizen nur auf der obersten Lackschicht. Die Spachtelmasse muss abgeschliffen werden, darunter ist noch ein alter Lack und die Grundierung.
Die Schleiferei wird mit der Flex und einer Nylonscheibe gemacht, das geht recht flott, staubt aber gewaltig, da steigt die Feinstaubbelastung in der Gegend an, ohne Schutzmaske nicht zu machen!
Die Fronttüren haben eine Unterteilung mit einem Seitenfenster - Ausstellfenster, da ist der Ausbau nochmals ein wenig komplizierter. Auch der Abdichtungsgummi des Ausstellfensters
sollte getauscht werden - hoffentlich finde ich einen Ersatz. Vielleicht hat jemand einen Tipp!


27. März
Da ich ja jeden Tag nur ein paar Stunden Zeit habe, bin ich manchmal auch schon morgens um 6.00 Uhr in der Werkstatt.  Vor dem Frühstück noch eine Stunde schrauben, kann ja nicht schaden ich will im Herbst fahren!! Die Türen sind leider vor ca. 40 Jahren schlecht restauriert worden. Teils wurde nur der Rost weggeschliffen und die Löcher mit Polyesterspachtel gefüllt. Schade! Da hat der Spengler viel Arbeit, die müssen unten alle mit neuem Blech bestückt werden.

28. März
Endlich mal einen ganzen Tag Zeit, für meinen Oldi. Das Wetter ist traumhaft schön, also fahre ich den Oldi aus der Garage und mache die Arbeit im Freien, da kann ich ja auch gleich noch etwas Sonnenbräune zulegen, und alle denken ich war skifahren.  Ich beginne die ganzen Lichter und Blinker abzuschrauben. Die Blinker vorne sind seltsam und werden durch artgerechte Teile späterer Baujahre ersetzt. Es gab damals noch keine Blinker, der SIX hat noch eingebaute Winker, diese möchte ich wieder aktivieren!  Dann wird der spezielle Kofferaufbau entfernt, welcher ein Sonderzubehör der damaligen Zeit war. Eigentlich wäre es ja ein Radmodell, aber der damalige Käufer (ich kenne ihn leider nicht) hat alle Extras der Zeit verbaut. Der Aufbau ist mit einer speziellen Dichtung zur Karosserie hin gegen  Regenwasser  geschützt, leider ist auch diese spröd und ich muss erst noch eine neue finden. Die Stoßstangen werden abgeschraubt und sind etwas verbogen. Kann mir jemand sagen wie die Orginal aussehen müssten, es sind die Geschwungenen. Mein SIX hat auch Trittbretter und der Übergang zum Kotflügel sieht echt schlecht aus, die Schrauben wurden einfach überspachtelt. Die Trittbretter sind auch ein Sonderzubehör, welche man selten findet. Ob ich diese wieder einbaue? Die Kotflügel werden auch entfernt, dabei klebt der Keder und ein Leinenband (?) noch an der Karosserie. So, es ist inzwischen schon wieder 17.00 Uhr, jetzt muss ich das ganze Werkzeug und die abmontierten Teile in der Garage verstauen.
Nun noch den Schleifstaub der Türen vom Garagentor abwaschen, dann schnell unter die Dusche. Meine Frau will heute noch das Tanzbein schwingen.  Naja die Dreckränder unter den Fingernägeln gehen nicht alle weg, aber bei Kerzenlicht wird das niemand bemerken.

29. März, Sonntag
Nebenbei baue ich ein Heller Modell 1:8 zum Zeitvertreib zusammen,  damit ich den Aufbau des SIX besser verstehe. Dieses Modell ist sehr naturgetreu konstruiert.







3 Kommentare:

  1. Hey Onkel Thomas :-) danke dass du uns an deinem Restaurationsprojekt teilhaben lässt :-)

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  2. Hey Onkel Thomas :-) danke dass du uns an deinem Restaurationsprojekt teilhaben lässt :-)

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  3. Ja das mache ich gerne. Danke das du mir gezeigt hast wie das gemacht wird. :-)
    Ruth hat mir den Text noch verbessert, damit alles astrein ist.

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